Endlich begann das Abenteuer Teneriffa. Ein Jahr ist es her, dass ich die als rollstuhlgängig beschriebene Wohnung auf der Internetseite „Housetrip“ gesehen hatte, und war überzeugt, dort gut überwintern zu können. Diesmal begleitet mich Erdmut die 5 Monate und meine Mutter wird die ersten 14 Tage auch mit dabei sein. Wie immer war der Flug wieder eine Herausforderung, von der ich die Schnauze langsam voll habe. Da ich Business gebucht habe, hatte ich ein gutes Gefühl, dass es diesmal mit der vordersten Sitzreihe klappen wird. Es war wieder ein Horrorzenario für mich, denn ohne ersichtlichen Grund blieb mir die erste Reihe wieder verwehrt. Erst als sie sahen, dass es in der vierten Reihe nicht geht, da meine Knie an der vordersten Sitzreihe anstossen, reagierte die Fluggesellschaft und setzte mich wieder um. Wieso das immer sein muss? Keine Ahnung! Wie immer nahm ich das hin, obwohl es gewaltig brodelte in meinem Hirn. Nicht genug, mussten wir wegen eines technischen Problems noch 2 Std. auf der Startbahn ausharren. Das hiess, statt 6 Std. sass ich plötzlich 8 Std. im Flugzeug. Der Flug war angenehm, wir wurden auch gut verköstigt. Mit einem Glas Rotwein spülte ich den Ärger über das Transfertheater runter, was mir gut gelang. Das Gepäck kam auch an und Lero, der Pflegedienst von Teneriffa war auch am Flughafen. Es klappte alles wunderbar. Als wir vor der Türe der Wohnung standen, lernten wir Herrn Endler kennen, dieser Mann war beauftragt von der Vermieterin den Schlüssel zu übergeben. Bei ihm hatte ich ein Pflegebett gekauft und schon im voraus 1000 SFR. bezahlt. Es ist wichtig dass das Pflegen im Bett gut abläuft und für alle Beteiligten in Ordnung ist. Ich wartete mit den Koffern vor der Tür, Erdmut und meine Mutter besichtigten die Wohnung. Als sie von der Besichtigung zurückkamen, schüttelten beide den Kopf und ich ahnte schon den nächsten Ärger. Sie erzählten mir in ein paar kurzen Sätzen was sie vorfanden. Eine schmuddelige nicht rollstuhlgängige Wohnung. Die Türen seien keine 60 cm. breit und vieles mehr. Als ich in die Wohnung kam, traf mich fast der Schlag, denn ich kam in kein Zimmer. Ich konnte nur den langen Flur entlang und in das Wohnzimmer. Das Elektrobett stand schon in einem Zimmer, in das ich aber nicht hineinkam, da die Türen zu eng waren. Herr Endler war schon auf dem Sprung und liess uns mit der ganzen Misere allein. Für diese Nacht brauchten wir eine Lösung, also schleppten meine Mutter und Erdmut das Bett ins Wohnzimmer und stellten die grosse Couch um und eine Matratze ins Zimmer. Als ich das Bett sah, traf mich der nächste Schlag. Was soll das denn sein? Ich wollte ein Handicap Bett, keines das ein Handikap hat. Das Bett konnte man weder hoch noch runterlassen und die Beine waren so schräg das es schon gefährlich war sich darauf zu setzten, geschweige darin zu schlafen. Ich war so fertig und kam mir verarscht vor, dass ich am liebsten geweint hätte. Nicht mal dies konnte ich mehr, da ich zu fertig war. Wir beschlossen etwas essen zu gehen und einmal darüber zu schlafen. Ich schlief nicht gut, trotz des beruhigenden Meeresrauschen in der Nacht. Die meistgestellte Frage war: „ Was machen wir und wie gehen wir vor? Am nächsten Tag waren die Wolken immer noch da, aber wir waren bereit dies nicht einfach so hinzunehmen. Wir machten einen Plan.
Erst einmal beschlossen wir die Strandpromenade entlang zu laufen/fahren, die für Rollstuhlfahrer einfach spitze ist. Mit meinen Emotionrädern flitzte ich die Strandpromenade entlang und vergass den Ärger mit dem Appartement, es war sehr erholend für mich. Durch das entlang fahren am Meer holte ich mir Kraft für die nächste Phase. Und dann begann der Krimi!!!
Zunächst riefen wir Housetrip an, über die ja die Buchung lief und besprachen alles mit ihnen. Wir vereinbarten, dass sie das Geld für die gemietete Wohnung zurückhalten und sich um eine andere Wohnung umsehen. Wie sich herausstellte, gab es zu dieser Wohnung eine Vermieterin, (eine alte Dame, die Spanierin war,) dann gab es eine Verwalterin, (die Italienerin war,) und diesen Herrn Endler (der deutsch spricht und von der Verwalterin engagiert ist) Als diese von Housetrip erfuhren, dass die Miete vorerst zurück gehalten wird, stand 1 Stunde später die Bulldocke Endler. auf der Matte, um zu fragen was los sei. Wir erklärten im den Sachverhalt. Er stellte auf stur und erzählte uns von einem Unterschied einer rollstuhlgerechten und einer rollstuhlgängigen Wohnung. Was für einen Blödsinn erzählte er da? (Ich will dazu bemerken, dass die Wohnung im Internet als rollstuhlgerecht beschrieben wurde und mir Herr Endler versicherte, sie wäre rollstuhlgängig.) Also Achtung!!! Meine Erfahrung zeigt, dass viele absolut keine Ahnung haben, was dies bedeutet. Es kam noch besser, er wollte die Türen vergrössern und hätte uns dies sicher auch in Rechnung gestellt, das hiesse die Türen aufspitzen, der Dreck und den Staub bekamen wir dann gratis dazu. Völlig verrückt! Ich war so wütend auf dieses Mann und stellte die Menschheit in Frage. Da wir die Schnauze voll hatten, unsere Nerven blank lagen, und auch mangels Alternativen von Houstrip, (um diese Zeit fast unmöglich, etwas anderes zu finden),beschlossen wir, uns einzurichten. Vieles in der Wohnung musste raus. Das Pflegebett, dass keines war, (in der Schweiz würde man 30 Euro dafür bezahlen, aber zum Entsorgen,) die Couch, ein paar Stühle und einiges mehr. Bei Lero bestellten wir ein richtiges Pflegebett, dass auch wieder bezahlt werden musste. Dies kam ein Tag später und sie kamen uns mit dem Preis entgegen, da sie von der Misere gehört haben. Wir riefen Herrn Endler an, um ihm mitzuteilen, welche Probleme wir haben und dass er bitte diese Möbel wegbringen soll. Er entgegnete uns, solange das Geld nicht auf dem Konto von der Besitzerin sei, rühre er keinen Finger und drohte uns, dass wir am nächsten Tag rausgeworfen werden, wenn das Geld bis dann nicht auf dem Konto der Besitzerin sei. Das hiess wir mussten den Sachverhalt wieder Housetrip melden und sie nahmen dann Kontakt mit der Besitzerin auf. Achtung die Vermieterin, vermietet die Wohnung und der Besitzerin gehört die Wohnung und der Endler bekommt dann auch noch ein Stückchen vom Kuchen, als Geldeintreiber und Angstmacher. Am nächsten Tag kam der Endler wieder und wollte uns zur Wohnung rauswerfen, da das Geld immer noch nicht auf dem Konto der Besitzerin sei. Doch wir sagten ihm, dass dies nicht unser Problem sei und wir nur noch mit Housetrip und diese mit der Besitzerin verhandeln. Da fing die Bulldocke an zu fletschen, da er und die Vermieterin um ihre Provision Angst hatten. Wir überlegten ernsthaft die Wohnung zu wechseln, dann bekämen sie gar kein Geld. Auch hatten wir keine Lust, uns unter Druck setzen zu lassen. Da aber in dieser Zeit eine Wohnung zu finden sehr schwierig ist und wir endlich mal zur Ruhe kommen wollten, beschlossen wir erstmal zu bleiben. „Es ist wie es ist“ (Lieblingsspruch von Erdmut). Wir suchen nun in aller Ruhe eine Wohnung, dies ist für uns die vernünftigste Lösung. Wir beauftragten Housetrip das Geld zu überweisen und riefen Herrn Endler an die Möbel auszuräumen.
Jetzt sind wir schon zwei Wochen hier, es hat sich alles eingespielt. Erdmut und ich, die Pflege von Lero und wir und die Wohnung. Heute kam Corinna von Lero , ich kenne sie schon von meinen mehrmaligen Inselaufenthalten. Ich konnte wieder mal deutsch sprechen während der Pflege und es war interessant, mich mit ihr auszutauschen. Dies war sehr angenehm, sprechen doch die anderen Pflegerinnen alle englisch. Da ich doch den Pflegeablauf und auch die Feinheiten meiner Pflege in englisch erklären muss, kostet mich dies viel Energie. Jeder Tetraplegiker hat eine ganz andere Körperwahrnehmung, dadurch ist auch die Pflege individuell. Um 7 Uhr war Tagesanfang, denn ich habe meine Pflegeanfangszeit geändert, damit wir auch etwas vom Tage haben. Morgens ist es sehr schön, an der Strandpromenade entlang zu schlendern und es ist auch nicht so heiss ist wie am Nachmittag. Das heisst, nach einer halben Stunde sass ich schon im Rollstuhl und wir waren bereit unseren Tag anzugehen. Zuerst besprachen wir den Tagesablauf kurz, was heute zu erledigen ist. Wir müssen zu Lero hinauf, um meine E-Motion Räder zu überprüfen, bei denen es beim Aufladen piepst. Auch wollen wir noch wegen Ausflügen nachfragen. Als wir das gemacht hatten, hatte ich ein sehr schönes Erlebnis. Erdmut zeigte mir ihren Kraftort direkt am Meer. Wir mussten über tiefen Sandboden fahren, weil es die letzten 2 Tage immer wieder geregnet hat, dies war anstrengend. Es hat sich aber gelohnt, denn dieser Ort ist so stark, dass ich in diesem Moment nichts mehr sagen konnte. Die Kraft des Wassers das gegen die Felsen stürmte, und immer wieder von neuem dagegen peitschte, um den Stein auszuwaschen und Platz für das nachrückende Meer zu machen. Wunderbar dieser Ort. Ich konnte so viel Kraft in mir aufnehmen, bis die Natur sagte, „ Jetzt ist es genug“ und es zu regnen anfing. Das heisst, wir mussten ganz schnell zurück. Hinterher schrieb ich gleich meine Gedanken nieder, um auch zu verarbeiten was die letzten zwei Wochen passiert war.
Nun will ich mit Hilfe von Erdmut an meinem Buch weiterschreiben, in dem es um meinen Kampf zu leben und meine Faszination Reisen im Rollstuhl geht. Wie ich bei meinen Reisen immer wieder Kraft schöpfe aber auch an Grenzen komme oder diese auch überschritten habe. (Amerikareise 2012/2013).
Jetzt sind wir schon 40 Tage in Teneriffa und wir haben uns gut eingelebt. Wir mussten sehr viele Hürden nehmen und einiges erledigen. Da wir so viele Probleme mit der Wohnung hatten, konnten wir viele Dinge die anstanden, erst später in Angriff nehmen. Als nächstes suchten und fanden wir eine Schweizerin, (die bis Ende März auf der Insel ist) und einen Franzosen, (der hier lebt) die mich einmal in der Woche ein paar Stunden begleiten, um Erdmut mit der Pflege zu entlasten. Dann haben wir noch einen Spanischkurs der Mitte Januar beginnt, organisiert und einen Ausflug mit Lero dem Pflegedienst gemacht, eine Inselrundfahrt, (unter deutscher Reiseleitung) mit sehr vielen Hintergrundinformationen, die sehr interessant waren. Ein spanisches Telefon mussten wir auch noch organisieren und eine SIM Karte um ins Internet zu gelangen. Wie wenn das nicht genug wäre hatten mir noch intensive Sturmböhen auszuhalten, die uns auch ein paar schlaflose Nächte verursachten. Jetzt aber ist alles organisiert und wir können uns wieder den Sachen widmen, die wir von Anfang an vorhatten. Das heisst, dass auch die Interneteinträge in letzter Zeit zu kurz gekommen sind. Auch das Rollstuhlfahren kam zu kurz, doch seit einer Woche fahre ich jeden Tag wieder meine 2 km. Die Nächte werden auch kühler, man merkt, dass es auch in Teneriffa Winter wird. Auch die Feriengäste haben sich verändert, es sind jetzt mehr ältere Menschen und Wanderer unterwegs auf der Insel. Bin gespannt wie es über Weihnacht/Neujahr hier aussieht mit dem Tourismus. Man hat uns gewarnt, dass nun sehr viele Diebe vom Festland unterwegs sind, weil es dort zu kalt ist. Vor allem aus Barcelona, da der Tourismus in Barcelona über den Winter abgenommen hat. Dies merkt man auch an dem grossen Polizeiaufgebot an der Promenade. Wir haben auch ganz tolle Restaurants entdeckt, leider sind die weiter weg als uns lieb ist. Mit den Laptops kamen wir auch nicht mehr ins Internet d.h. wir mussten einen Computerfachmann finden. Der uns gesagt hat dass mein Virenprogramm das einloggen verhindert und wir mussten uns ein neues Virenprogramm kaufen. In einem Gospelkonzert waren wir auch noch, dies brachte uns ein bisschen Weihnachtsstimmung nach Teneriffa. Denn wenn man die eingekleideten Palmen mit Girlanden und Weihnachtspäckchen nicht sehen würde, hätte man keine Ahnung, dass Weihnachten kurz vor der Tür steht. Überall in den Geschäften hängt Weihnachtszeugs, spielen Weihnachtslieder und es ist doch befremdlich, wenn die Menschen halbnackt herumlaufen. Wenn man aber Richtung Mittelland sieht, merkt man trotzdem, dass Winter ist, denn der Teide (höchster Vulkan) hat Schnee auf 3400 Meter Höhe. Dies wird dann auch der nächste Ausflug sein, den wir mit Lero machen. Eine Schifffahrt steht ja auch noch auf unserem Programm. Mit einem Piratenschiff werden wir Teneriffa unsicher machen. Langweilig wird‘s einem auf dieser Insel nicht, auch wenn man fünf Monate hier ist, da bin ich überzeugt. Denn die Insel ist so unterschiedlich wie kaum eine andere Insel die ich kenne. Der Norden sehr fruchtbar und der Süden sehr touristisch. Die Häuser und Hotels sind so aneinander gebaut dass kein Platz für Privatsphäre ist. Am Sonntag muss man aufpassen, dass man den Touristen mit dem Rollstuhl nicht in die Füsse fährt, denn die Fussgängerzone ist überfüllt mit Menschen, auch wegen des wöchentlich stattfindenden Marktes in Los Christianos. Unter der Woche ist es sehr angenehm zum Rollstuhlfahren auf der Promenade, dann verteilen sich die Menschen in den drei Hauptbezirken Los Christianos, Playa Vista und Playa des American. Der schönste Abschnitt ist Playa Vista weil man dort in Strandnähe 3 km fahren aber auch spazierengehen kann. Einkaufsmöglichkeiten gibt es genug in diesen Abschnitten. Zum Schwimmen ist Playa Vista der beste Ort, dort könnte man auch mit dem Rollstuhl ins Wasser, da sie dort besondere Strandrollstühle haben. Da Teneriffa die Insel für Rollstuhlfahrer ist, kann man auch sehr viele rollstuhlgängige Taxis bestellen, die mit einer Rampe ausgerüstet sind und einem zu relativ günstigen Fahrpreisen über die ganze Insel kutschieren.
Eine kleine Beschreibung der Inselrundfahrt Teneriffa von Erdmut
Am einem sonnigen, schönen Morgen wurden wir von einem Bus, der uns rund um die Insel bringen sollte abgeholt. Wir hatten diesen Ausflug bei LeRo (Pflegedienst) gebucht und freuten uns darauf. Von seinen früheren Aufenthalten kennt Marcel das meiste von der Insel, doch ich hatte bis dahin noch nicht viel von der Insel kennengelernt und war sehr gespannt darauf. Wir hatten eine deutsche Reiseleitung, die uns viel Interessantes erzählte. Zuerst ging es Richtung Westen, vorbei am Siampark, der der grösste Wasserpark mit asiatischen Bauten ist. Er wurde gebaut und wird geleitet von dem Deutschen Wolfgang Kiessling, der auch den wunderschönen Loropark gebaut hat. Weiter ging es vorbei an Costa Adeje, dort sind sehr schöne Strände mit weissem Sand. Normalerweise ist überall schwarzer Lavasand, hier aber sind die Strände mit dem ältesten weissen Sand aus Afrika aufgeschüttet worden. Hier im Westen gibt es die meisten Bananenplantagen, die an unserem Fenster im Bus rechts und links gut zu sehen waren. Wir erfuhren, dass der Weihnachtsstern, den es bei uns zuhause ja nur als Blumenstock gibt, hier als blühender Baum wächst. Und tatsächlich, einige Kilometer weiter, standen an vielen Orten die blühenden Weihnachtssternbäume, die gerade in dieser Zeit wunderschön aussehen. Typisch sind auch die Wasserleitungen, die kreuz und quer über die Berge verlegt wurden. Der Grund ist, dass es auf Teneriffa nie Frost gibt und sogar das Wasser im Sommer oft zu heiss aus den Rohren kommt. Weiter ging es immer steil bergauf bis wir hoch oben eine wunderbare Aussicht auf die Felsen von Los Gigantes hatten. Sie gehen 600 m senkrecht ins Meer. Je höher wir kamen umso grüner wurde es. Hier wachsen sehr viele Mandelbäume und Feigen, da sie nicht bewässert werden müssen. Über Santiago del Teide fuhren weiter durch Puerto de Erjos, dieser Ort gilt als das Tor zum Norden. Und wirklich kaum dort, fing es an zu regnen. Dies tut aber meiner Meinung nach der Schönheit des Nordens keinen Abbruch. Deshalb wachsen hier auch so viele schöne Pflanzen und Bäume und für Naturliebhaber und Wanderer ist es wunderschön. Unser erster Aufenthalt war in Garachico, wo wir unbedingt den berühmten Teidecappucino probieren mussten. (der super war, aber mit einem gigantischen Sahneberg uns das Leben enorm versüsste ) Garachico war der erste erbaute Hafen, der zu einem grossem Hafen ausgebaut werden sollte. Doch die Pest, ein grosser Vulkanausbruch und ein Erdbeben machten diesen Traum völlig zunichte. Dieser Ort liegt auch heute noch an einem gefährlichen Platz und oft zerstört das Meer bei Sturm viele Häuser und Strassen. Deswegen wurde Santa Cruz der Haupthafen. Es hat mich sehr beeindruckt, wie die Menschen hier mit den Gefahren des Meeres umgehen aber auch die Schönheit und Kraft desselben erleben. Weiter ging es die Nordküste entlang, vorbei an dem ältesten Drachenbaum (gehört zu den Liliengewächsen) der zwischen 500 – 600 Jahre alt ist. Die Reiseleiterin erzählte auch einiges über die Ureinwohner Teneriffas die Guanchen. So sollen sie die Drachenbäume als Boote benutzt und den roten Saft des Drachenbaumes auch als Medizin und zum Mumifizieren ihrer Toten hergenommen haben. Leider gibt es keinerlei Guanchenblut mehr in der Bevölkerung, da die Einheimischen alle von den Spaniern umgebracht wurden. Es gibt nur noch einige Wörter, die noch mancherorts geblieben sind. Solche Geschichten, wie es ja auch vielen anderen Ureinwohnern ergangen ist, berühren mich immer sehr. Wir fuhren weiter nach Richtung Santa Cruz. Hier machten wir Mittagspause in einem sehr schönen und interessanten Restaurant „El Monasterio“ Der deutsche Besitzer baute es original mit viel Liebe, Zeit und Geld aus. Es ist sehr beeindruckend und wunderschön eingerichtet. Hier wurden wir mit kanarischen Speisen richtig verwöhnt. Es war auch sehr lustig. Überall liefen die Hühner, Hähne, Pfauen und viel anderes Getier herum, die lustig gackerten und krähten. Marcel und ich amüsierten uns köstlich. Was vorher nicht so schön war, wir mussten einen steilen Berg hinauf und wenn uns eine Mitfahrerin nicht geholfen hätte, wäre ich mit Marcel nicht alleine den Berg hinaufgekommen. Auch passte der Tisch für Marcel nicht und sorgte am Anfang für Missstimmungen. Doch auch dieser Ärger ging vorbei und das gute Essen entschädigte uns reichlich. Nach der Pause ging es zur Besichtigung der Basilika von Santa Cruz, die Candelaria mit der schwarzen Madonna, die am 15. August, dem höchsten Marientag mit einem grossen Wallfahrtsumzug angebetet wird. Anschliessend fuhren wir zurück nach Los Cristianos, wo wir sehr müde aber mit vielen neuen und interessanten Eindrücken wieder den Tag abschlossen. Auch wenn es im Norden sehr viel regnen soll, fand ich ihn sehr schön und beeindruckend.
Ich war schon sehr gespannt wie es mir in der Weihnachtszeit ergehen wird, denn meine Familie fehlt mir schon in solchen Momenten. Ich habe die Besinnlichkeit der Weihnachtszeit gern, und es wird mir komisch vorkommen, diese hier zu erleben. Denn wann kann man schon im T- Shirt rollstuhlfahren gehen, und die Weite des Meeres geniessen bei 22°. Wir hatten einen Tisch reserviert in Playa Vista, einem Restaurant am Meer und fragten auch Monika (die Schweizerin), ob sie gerne mitkommen will. Sie freute sich und wir uns auch, dass sie dabei war. Das Monika gleich nebenan im Costa Mar wohnt, ist natürlich eine tolle Sache. Also trotteten wir los, denn es war immerhin ein Fussmarsch von 1 Stunde. Es war super, denn in diesem Moment wurde mir bewusst dass heute Weihnachten ist. In jedem Restaurant wurden Weihnachtslieder gesungen, was einem schon ein bisschen schräg vorkommt, aber trotzdem sehr besinlich wirkte. Und es wirkte kitschig, wie in einem Roman. Dass Meer im Hintergrund, die Palmen im Vordergrund und Menschen die im Meer baden. Ein wunderschöner Sonnenuntergang begleitete uns in das vorweihnachtliche Abendprogramm. Als wir im Restaurant angekommen waren, wurden wir von einem Kellner eingewiesen. Da wir nicht genau wussten, wie sich der Wind entwickelt, platzierten wir uns an einer Wand im Inneren. Dies war eine gute Entscheidung, denn am Abend frischt der Wind immer ein bisschen auf. Wir fingen mit einem Apero an, dann kam die Vorspeise und mit einem guten Glas Wein rundeten wir das ausgezeichnete Essen ab. Auf dem Nachhauseweg hatten wir es sehr lustig, denn Erdmut kam auf die Idee, einem schwarzen Verkäufer, drei Weihnachtsmützen und zwei riesige Sonnenbrillen abzukaufen. Dies löste bei uns viel Heiterkeit und Gelächter aus. Zuhause angekommen gab es noch eine Bescherung, wir packten Geschenke aus und verspeisten noch ein paar Weihnachtsguetzli. (Selbstgebackene Weihnachtskekse, die Erdmuts Mutter geschickt hatte) Danach gingen wir alle ins Bett und ich glaube, dass allen der Abend gefallen hat. Am 25. Dezember spazierten wir an der Promenade entlang, um uns von der Weihnachtstimmung anstecken zu lassen. Es waren sehr viele Leute unterwegs, Familien mit Kindern, Grosseltern, die ganzen spanischen Familien waren unterwegs. Ich hatte fast keinen Platz mehr zum Rollstuhlfahrern, aber es war okay für mich. Am nächsten Tag standen plötzlich Yvonne und Patrick vor der Tür, dies war eine tolle Überraschung, obwohl ich etwas geahnt hatte. Ich habe mich riesig gefreut über diesen Besuch meines Bruders und seiner Freundin. Wir überlegen uns, was wir in dieser Woche, in der sie hier sind alles miteinander anschauen könnten. Mein Favorit ist immer noch die Costa Adeje, also bestellten wir ein Taxi und fuhren die 10 km über die Hauptstrasse zu dem wunderbaren Sandstrand hoch. Dort badeten Patrick, Yvonne und Erdmu im Meer und ich las in meinem Buch weiter “Unterwegs in die nächste Dimension“. Ein sehr interessantes Buch über einen Mann der die Diagnose Querschnittlähmung von seinen Ärzten erhalten hat und sich durch innere Kraft selbst heilt. Dies ist für mich aber nicht ganz nachvollziehbar, denn ich durchlebte die gleichen Kämpfe in der ersten Zeit. Als die drei zurückkamen von ihrem Bad im Atlantik, spazierten wir gemütlich Richtung Playa des American. Dort nahmen wir einen Aperitif und etwas Kleines zu Essen ein, bevor es weiterging Richtung Playa Vista. Wir waren alle so müde von dem Fussmarsch, dass wir in unserem Weihnachts- Restaurant etwas Essen gingen. Es war wie immer fantastisch, ein richtiger Gaumenschmaus. Ich nahm Muscheln, die mit einer Art Tomatensauce serviert wurden und ein gutes Glas Wein, danach nahmen wir den letzten Teil unserer Heimreise unter die Räder/Füsse. Zuhause angekommen fielen wir alle müde aber glücklich ins Bett. Am nächste Tag war regenerieren angesagt für mich, denn ich hatte einen grossen Muskelkater in meinen Armen. Am Abend gingen wir zu einem mongolischen Essen, in die Höhe von Los Christianos. Auch dies war wieder ein Essens- Highlight. Am Schluss nahm ich noch meinen standardmässigen Calvados zu mir, was mir nicht so gut bekam. Denn das Glas war halb voll, viel zu viel für einen Schlummertrunk. Der nächste Tag war dann wirklich zum regenerieren für mich, die anderen zwei machten eine Schifffahrt zu den Felsen von los Gigantos. Dann stand schon Silvester vor der Tür, wir hatten uns etwas Spezielles ausgedacht und überraschten Patrick und Yvonne mit einem Besuch in dem Musical „Malizia“, welches ein Ohren und Augenschmaus war. Die Geschichte handelte von einem armen Mann, der seine angebetete Frau, an einen reichen Mann verlor. Da dies mit viel Flamencotanz und Musik zelebriert wurde, war es eine tolle Aufführung. Wie immer bei solchen Aufführungen, endete dieses Musical mit einem Drama, was ich als sehr schade empfand. D.h. ich hätte es anders ausgehen lassen. Nach diesem Erlebnis fuhren wir mit dem Taxi zurück in unsere Wohnung, um uns wärmer anzuziehen. Dann ging‘s zum Silvesterschmaus, zur Charlotte, was nicht vom Essen her die beste Wahl war, vom Ambiente her aber sicher die Richtige. Das Feuerwerk um 24:00 Uhr hörte ich im Bett, denn wir waren alle so müde das wir um 23:00 Uhr schon im Bett lagen und bereit waren den Neujahrsanfang zu verschlafen. Nur Erdmut war noch wach und sah sich das Feuerwerk mit einigen Hausbewohnern an. So ging das alte Jahr dem Ende zu und das neue öffnete seine Tore. Die Zeit mit Patrick und Yvonne war eine gute Zeit und ich war froh, dass sie gekommen sind.
Schlussbericht Teneriffa für die Homepage
Ich überlies auf dieser Reise nichts seinem Zufall, da ich Teneriffa von früheren Reisen schon kannte, wusste ich auf was ich achten musste. Ich organisierte den Flug, sogar erste Klasse damit wir keine Komplikationen bekamen. Der Transfer vom Flughafen zu unserer Wohnung war auch organisiert, das Appartement war, wie ich es nach den Bildern im Internet gesehen hatte, für fünf Monate gemietet. Der Pflegedienst war organisiert, es konnte also nichts mehr passieren, dachte ich. Drei Monate später, bin ich zuhause. Was ist passiert? Planen kann man alles, aber das Schicksal kann man nicht planen. Dies wurde mir auf dieser Reise knallhart gezeigt. Denn die Reise fing schon sehr schlecht an, ich bekam meinen vordersten Sitzplatz nicht auf Anhieb. Was bei mir schon sehr viel Ärger und Verdruss hervor brachte. Dann kamen wir in die Wohnung und sie war nicht Rollstuhl- gängig, ich kam weder ins Badezimmer noch in mein vorgesehenes Schlafzimmer. Darauf mussten wir reagieren, und wir hatten zwei Wochen ein Telefonat nach dem anderen, schlussendlich gaben wir auf und behielten die Wohnung. Was der Anfang vom Ende war, denn diese Wohnung hatte so eine schlechte Energie, dies wurde uns aber erst am Schluss richtig bewusst. Zu allem Elend war sie auch noch sehr hellhörig. Sobald ein bisschen der Wind pfiff, klapperten die Türen und Fenster, dies war für einen erholsamen Schlaf nicht optimal. Auch wenn wir Nachbarn hatten, wurden wir durch die Hellhörigkeit sehr strapaziert. Wegen der tollen Aussicht vom Balkon auf den Pool und aufs Meer, dachten wir dies sei alles nicht so schlimm und nahmen das Positive in den Vordergrund. Denn die Strandpromenade war ja auch spitzenmässig, da ich dort kilometerlang am Strand fahren konnte. So wurden aus Tage Wochen, ich schrieb an meinem Buch und fuhr sehr viel im Rollstuhl der Promenade entlang. Es war perfekt, dachte ich und wir planten den einen oder anderen Ausflug mit Lero. Wir lernten auch den Bezirk Los Christianos besser kennen, denn dieser bestand nicht nur aus der Promenade sondern hatte noch einen Dorfkern. Der auch sehr hübsch war, dort stand auch das Gemeindehaus dieses Bezirkes. Da wurden Veranstaltungen ausgehängt und es gab auch eine Tafel auf der man verschiedene Dinge anschlagen konnte. Dort suchten wir eine so genannte Tagesbetreuung für mich, damit Erdmut auch ein bisschen machen konnte was Ihre Bedürfnisse gerade verlangten. Durch dieses Anschlagbrett lernten wir Monika kennen, die eine tolle Bereicherung für uns alle war. Sie gab uns Inputs über dies und jenes und wir wurden Freunde. Wie sich später herausstellte, war sie Maklerin. Da mir Teneriffa zu diesem Zeitpunkt sehr gut gefiel, sah ich mir mit ihr ein paar Wohnungen an. Auch wollten wir noch einen Sprachkurs in Spanisch machen, und meldeten uns in einem öffentlichen Kurs der Gemeinde an. Dies war aber ein absoluter Reinfall, denn das Zimmer 25 m² mit sage und schreibe 25 Menschen 80 % Italiener, die alle Spanisch lernen wollten war viel zu voll. Die Lehrerin, die nur Spanisch konnte, gab so ein horrendes Tempo vor, dass Erdmut und ich uns wie im falschen Film vorkamen. Wir gingen einmal, dann war das Thema Sprachkurs gegessen. Ausser Spesen nichts gewesen. Unter dessen waren Yvonne und Patrick zu Besuch, was mich sehr freute. Das Wetter war im Moment auch wieder fantastisch, was denn einen oder anderen Ausflug nach sich zog. Es war eine gute Zeit mit ihnen. Danach kam der Alltag wieder für Erdmut um mich, was sich mit viel Schreiben und Rollstuhlfahrern genoss. Die Wohnung wurde auch immer konkreter, denn ich hatte ein super Objekt gefunden, welches sogar noch bezahlbar war. Dann brachen die Wolken über uns hinein, und es lief alles gegen uns. Die Insel lehnte uns ab, so kam es mir vor. Zuerst wurde das Wetter immer schlechter und auch merklich kühler, so dass ich keine Lust mehr auf Strandspaziergänge hatte, sondern mehr oder weniger vor dem Laptop in unserer engen Wohnung verbrachte. Das Schreiben meines Buches ging sehr gut voran, denn bevor ich nach Teneriffa kam, hatte ich mir noch eine Spracheingabe zugelegt. Was das Schreiben am Computer sehr vereinfachte und auch für meinen rechten Problemarm, sich als sehr schonend herausstellte. Ich hatte innerhalb kurzer Zeit 30 Seiten geschrieben, was für mich eine unglaubliche Zahl ist. Es machte so viel Spass, dass ich fast nicht mehr damit aufhören konnte. Natürlich vernachlässigte ich dadurch das Rollstuhlfahren, aber da das Wetter eher kühl und sehr windig war, kam mir dies eher entgegen. Dann erkrankte Erdmut an einer Fischvergiftung, sie wurde immer schwächer und schwächer, Schwindelanfälle kamen dann auch noch dazu, was mir sehr Angst machte. Dazu kamen noch die schlaflosen Nächte wegen des Windes und weil sich in der Wohnung nebenan vier junge Burschen einquartierten. Die machten jede Nacht so einen riesigen Radau, dass wir bis 4:00 Uhr morgens kein Auge zumachen konnten. In der vorletzten Nacht verletzte sich einer der Burschen so sehr, dass er ins Krankenhaus musste. Dies ging natürlich nicht ohne ein riesiges Geschrei und Gefluche, welches das ganze Costa Mar mitbekam aber vor allem wir, da wir ja gerade nebenan wohnten. Ich zog die Konsequenzen und sagte die reservierte Wohnung ab, die ich kaufen wollte. Erdmut und ich beschlossen danach nachhause zu fliegen, was mir zwar sehr weh tat aber der einzige vernünftige Schritt war. So kam es, dass wir zwei Monate früher als geplant nachhause kamen. Nach einem guten Rückflug, landeten wir bei -10° in Zürich, wo uns meine Eltern und Hansruedi abholten. So ging ein Abenteuer mehr von mir zu Ende. Es war eine gute Zeit für mich, denn ich habe wieder sehr viel gelernt. Teneriffa hat uns seine Krallen gezeigt und da wir nicht darauf reagiert haben, hat sich die Insel gegen uns gestellt. Diese negative Energie, die ich auf dieser Insel gespürt habe, bekam ich auf meinen Reisen erst einmal mit, und dies war auf Ometepe, welche auch eine Vulkaninsel in Nicuragua ist. Ich habe keine Ahnung wieso mich diese zwei Inseln so abgelehnt haben, ob es eine Fügung ist, wird sich noch weisen. Auf jeden Fall ist Teneriffa nicht der Fleck Erde wo ich mich zur Ruhe setzen kann, dies hat sie mir gezeigt.
Bis zu meinem nächsten Abendteuer