Garmisch 2023

Garmisch Partenkirchen vom 11. bis 15. September

Nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen die Reise vom Juli verschieben musste, fand sie nun endlich statt. Das 1. Mal mit Philipp unterwegs, wo ich auf einer Tetra- Entlassungswoche kennengelernt habe. Pünktlich konnten wir abfahren wie geplant, dies ist bei mir in letzter Zeit nicht mehr so häufig wegen meinen Kreislaufproblemen. So nahmen wir den langen Weg nach Garmisch unter die Räder des Sprinters, was doch 360 km sind. Bis an den Bodensee fuhren wir noch auf Schweizer Autobahnen, danach wechselten wir auf die deutsche. Da es von der Grenze bis nach Garmisch keine Autobahn gab, mussten wir auf Schnellstraßen ausweichen. Wo der Verkehr doch stetig zunahm, und wir das einte oder andere Mal in einen kleineren Stau kamen. Schlussendlich waren wir pünktlich vor Ort, sogar einen Rollstuhlplatz fanden wir vor dem Hotel. Wow super. Jetzt konnte uns nichts mehr passieren, dachten wir. Wir checken ein und bekamen noch ein paar Informationen zu unserem Aufenthalt, drückten den Lift um in unser Zimmer zu gelangen. Ich staunte nicht schlecht, als der Lift kam, dieser solle rollstuhlgängig sein? 1 m auf 1 m, schon wieder ein zu kleiner Lift obwohl ich angefragt habe und das Hotel mir versichert hatte das alles in Ordnung wäre. Zurück zum Einchecken, danach sagen Sie uns das noch einen 2. Lift hätten und einfach der falsche gekommen ist. Der andere sei viel größer, wir drücken den kleinen Lift in die Höhe und betätigten erneut den Liftschalter und alles war o. k. und uns zweien fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt konnte unser Urlaub beginnen, noch das Zimmer anschauen, mich ein bisschen hinlegen und dann die Stadt erkunden. Die Türe des Zimmers war genug Breit, aber ins Badezimmer kam ich nicht aber dies haben sie mir im Vorfeld gesagt oder besser geschrieben. Super! Ich konnte nicht schlafen, denn ich war sehr aufgeregt über das bevorstehen 4-tägige Abenteuer mit Philipp. Da das Wetter sehr schön war, beschlossen wir in das Dorf zu gehen um dort etwas gemütlich zu essen, natürlich bayerisch. Für mich gab es Knödel mit Rindsbraten und es war sehr lecker. Aber das Bier am Anfang zum Aperitif, war so etwas von geschmackvoll dass wir uns in kürzester Zeit ein 2. bestellen mussten, als dann noch ein Bayer mit seinen 2 Söhnen kaum, um uns eine Kostprobe von bayerischen Traditionen gab, war die anstrengende Fahrt schnell vergessen. Danach kam das Essen, dieses war sehr gut aber viel zu viel, ich musste leider die Hälfte zurückgeben was mich immer sehr stresst. Vor allem wenn ich Fleischstücke zurückgeben muss, da doch immer ein Tier sterben muss. So ging der Abend zu Ende und ich schlief auch sehr gut.

12. September bei strahlend schönem Wetter, nahmen wir unser Morgenessen draußen auf dem völlig verlassenen Sitzplatz ein. Da wir Ihnen keinen Platz mehr hatten, es war eine gute Entscheidung. Drinnen war es so laut, da sich 2 oder 3 Rentnergruppen zum Morgenessen begaben. Nachdem wir gemütlich einen Kaffee getrunken hatten, begaben wir uns zur Theke um uns inspirieren zu lassen vom leckeren Frühstück. Leider war nicht mehr so viel da, aber es gab noch sehr viele Früchte und auch Fruchtsalat. So nahm ich ein Rührei und ein Brezel und zum Dessert ein Joghurt mit Früchten (getrocknete Früchte). Es hat sehr gut getan und der Tag konnte beginnen. Wir beschlossen auf die Zugspitze zu fahren, da es überall Bauarbeiten gab war unser GPS ein bisschen überfordert. Natürlich fanden wir einen Rollstuhlparkplatz, da es in Deutschland doch sehr viele hat. Stiegen aus und holten die Tickets für den höchsten Berg Deutschlands, ich war sehr erstaunt über die hohen Preise und auch die Ermäßigung für ein Rollstuhlfahrer (nur 20 %), dieses erstaunte mich doch sehr. Auch die Bergbahn war sehr teuer, vergleichbar mit der Schweiz. Aber dies ließen wir uns nicht entgehen bei schönstem Sonnenschein, also begaben wir uns zur Bahnstation, der Eingang war viel zu schmal, d. h. wir kamen gar nicht hinein. Das kann es doch nicht sein, ging als 1. durch meinen Kopf aber vor allem waren wir Sauer, auf denjenigen der uns die Tickets verkauft hat. Er hat doch gesehen dass ich im Rollstuhl sitze und nicht in den Zug hinein komme, weil er viel zu schmal ist. Also führte uns unser Weg wieder zurück zum Ticketschalter, wo wir uns der Kolonne anstellten. Ungeduldig warteten wir bis wir daran kamen. Wo er uns sagte, dass wir mit diesen Tickets auch auf die Gondelbahn kamen, jetzt war aber mein Vertrauen in ihn verloren und ich verlangte das Geld zurück. Die Fahrt ging weiter und das Abenteuer auch, wir fanden die Gondelbahn die jetzt wirklich Rollstuhlgängig war und auch top modern. Wir kamen doch noch auf die Zugspitze, was ich unterdessen auch glaubte. Die Gondelfahrt war bei strahlendem Wetter wunderschön, und wir genossen den Ausblick über die bayerischen Alpen. Wo doch auch sehr imposant zum Himmel ragten, nach einer gewissen Höhe kam uns das einte oder andere Schneefeld gut geschützt im Schatten entgegen. Was mich doch sehr erstaunte, dass alles so kahl war einfach nur Sand und Steine. Die Temperaturen auf 2950 m und dies Mitte September waren schon sehr hoch, die Klimaerwärmung ist nicht nur sichtbar sondern auch spürbar. Ich genoss natürlich das warme Wetter und die Sonne aber vor allem das Bier wo wir uns genehmigten auf dieser Höhe. Als dieses getrunken war, mussten wir natürlich noch auf die österreichische Seite. wo es früher einen Zoll gab, war jetzt ein Kiosk mit Magneten und ich fand sehr schnell das passender für an meine Wand. Danach wollten wir eigentlich wieder hinunter, als uns eine andere Gondel auffiel die in ein Skigebiet führte. So wie ich bin, wollte ich dieses natürlich auch noch ausprobieren und Philipp war dabei, so kamen wir noch einmal unverhofft zu einer Gondelfahrt in das Skigebiet. Was auch sehr schön war und vor allem mir noch einmal die Augen öffnete über die Klimaerwärmung. Danach machten wir uns auf den Rückweg, da wir auch langsam Hunger bekamen. Das Wetter fing auch an umzuschlagen und es kamen dunkle Regenwolken über den Bergen auf, und auch die 1. Blitze gefolgt von einem Donner wies uns darauf hin dass dieses nicht mehr so weit entfernt ist. Wir stiegen in den Sprinter ein und fuhren langsam zurück, bis plötzlich ein tolles Restaurant an der Ecke auftauchte. Wir stellten das Auto ab und überlegten uns ob wir drinnen oder draußen essen sollen, die Außentemperatur wäre sehr angenehm gewesen aber die schwarzen Wolken brachten uns zum Entscheid doch lieber drinnen zu essen. Es war ein sehr guter Entscheid als wir unser gemischter Salat assen fing es an zu winden und zu hageln, keine Ahnung wo alle die Menschen hingegangen sind wie vorher noch auf dem Sitzplatz aßen und tranken. Auf jeden Fall waren wir froh über unsere Entscheidung, bezahlten und fuhren ins Hotel zurück. Dort nahmen wir an der Bar noch ein Schlummertrunk und ich fiel todmüde ins Bett aber mit sehr vielen tollen Erinnerungen.

 

13. September heute Morgen war das Gedränge der Menschenmenge bei Morgenessen nicht mehr so schlimm und wir konnten gemütlich unser Morgenritual durchziehen, mit einem Kaffee am Anfang dann ein Müsli und zum Schluss noch ein bisschen Lachs mit Meerrettichschaum und dazu noch Rührei.
Dieses Frühstück war der absolute Gaumengenuss, vor allem herrschte eine angenehme Ruhe, da die Rentnergruppen von gestern wieder weg waren. Es wurde auch merklich kühler, nachdem gestrigen Gewitter aber immer noch sehr angenehm auch zum draußen essen. Heute war unser Ziel der Hausberg von Garmisch und die Seilbahn auf den Alpspitz, ich liebe Gondelfahrten fast so sehr wie das Autofahren in meinem Sprinter. Die Aussicht von beiden war nicht so toll, da es regnete und der Nebel sehr hoch hing aber da beide Seilbahnen gratis waren für uns, anscheinend war der hohe Preis auf die Zugspitze ein Paket was der Preis bezahlbar machte. Es hat sich trotzdem gelohnt, denn es waren fast keine Leute oben und wir konnten ein paar gemütliche Gespräche führen. Ich habe es genossen, und war sehr aufgedreht als wir wieder unten ankamen und da es erst 15:00 Uhr war beschlossen wir noch Schloss Neuschwanstein anzuschauen, es war ein sehr sportliches Ziel. Aber da der Weg das Ziel ist und auch dies seinen Sinn machte, später dazu. Also gaben wir im GPS die Daten ein und machten uns auf den Weg Richtung Neuschwanstein, bei strömenden Regen fuhren wir los und stellten den Sprinter auf einem Parkfeld ab. Es war ein riesiger Betrieb vor der Bushaltestelle wo wir einsteigen mussten um zum Schloss zu kommen, der Busfahrer wies alle Gäste zurück und sagte zuerst steigt der Rollstuhlfahrer ein. Dies war natürlich super, sonst mussten wir uns immer durch eine herumstehende Menschenmenge durch schleusen, bis zum Rollstuhlplatz. Ich hatte meinen Platz und dann strömten die Leute hinein, wie es irgendetwas gratis gebe. Da der Boden sehr nass war und meine Räder auch, rutschte mein Rollstuhl hin und her und Philipp musste mich sehr gut festhalten, sonst wäre ich im Bus gekippt. Dann ging die Fahrt los und der Buschauffeur fuhr die Strecke wie ein Henker, natürlich hat er seinen Fahrplan und auch sehr viel Zeit verloren mit dem einladen von mir aber so fährt man nicht um die Kurven. Ich habe es überlebt ohne Sturz und wir mussten noch den letzten Aufstieg nehmen und auch dieser hat es in sich, bei nasser Straße. Bei strömenden Regen liefen ich und Philipp oder besser gesagt, Philipp mich stoßen vor sich hin. Auf meiner Regenpelerine sammelte sich langsam aber sicher ein See aus Wasser, den wir immer wieder ausschütten mussten. Die Straße war auch sehr rutschig und dies erschwerte unser Unterfangen noch viel mehr. Als wir endlich oben angekommen sind, wurden wir durch eine wunderbare Aussicht belohnt. Ohne Fleiß kein Preis, aber unterdessen hatten wir beide sehr warm. Die Brücke die zum Schloss fuhr war schon eine Augenweide, aber das Schloss Neuschwanstein war unglaublich schön und der Ausflug hat sich gelohnt, mussten wir beide nachher zugeben. Es war ein weiteres Highlight, an diesem doch schon sehr ausgefüllten Tag. So nahmen wir wieder den Abstieg ins Visier, wo auch nicht ungefährlich war da die Straße beim Bremsen (meine Räder waren nass) und die Schuhe von Philipp auch. Die Straße war auch sehr rutschig und wir mussten sehr aufpassen dass wir nicht darauf ausrutschen. Das nächste Abenteuer stand mit der Busfahrt auch schon vor der Tür, dieses Mal fuhr der Fahrer fuhr viel anständiger. Auch musste ich noch mein obligates Magnet haben, denn ohne dieses ist ein Ausflug nur halb so viel wert. Als wir dieses auch erledigt hatten, kam die lange Rückfahrt nach Garmisch. Dort sah ich eine Brücke die über unsere Autobahn führte in schwindelerregender Höhe. Auch dieser Abend ging mit einem guten Nachtessen zu Ende, und wir waren beide froh und glücklich und einfach müde.

14. September auch heute morgen machten wir uns wieder Gedanken beim Morgenessen, was machen wir heute! Die schwindelerregende Brücke war heute unser Ziel, ich hatte keine Ahnung ob dies überhaupt geht mit dem Rollstuhl. Also machten wir uns auf den unbekannten Weg, Richtung Fussgängerbrücke Highline 179. Mir war bewusst, dass dies mit dem Rollstuhl nicht gehen wird, hatte aber trotzdem eine positive Körperspannung. Zuerst mussten wir den Weg finden, die Brücke war kein Problem. Wir fuhren los, zu unserem nächsten Abenteuer. Die Brücke sahen wir schon von weitem, wir fuhren einfach die nächste Ausfahrt hinaus um zum Parkplatz zu gelangen.
Es war alles toll ausgeschildert, so durften wir in der Nähe parkieren und ein 15-minütiger Fussweg stand uns bevor. Ich merkte mit meinem Bauchgefühl, dass dies ein tolles Erlebnis werden wird. Die Brücke kam immer näher und meine Anspannung wurde immer grösser. Beim Ticket holen, erwartete ich eine Absage aber es ging obwohl ich es wusste, war ich trotzdem überrascht. So machten wir uns auf den Weg zur Schmalspurbahn die hinauf führte, meine Knie wurden langsam zittrig oder waren es meine Arme? Schon diese Bahn, war ein Erlebnis denn diese fuhr sehr steil in die Höhe aber man stand gerade darin. Durch die Fensterfront, merkte ich wie steil diese in die Höhe ging und meinen Herzschlag immer stärker wurde. Wir waren oben, jetzt mussten wir noch einen kleinen Fussmarsch bei ungefähr 30 % Steigung machen. Diese Steigung brachten wir in kurzer Zeit hinter uns, dann waren wir oben und das Flattern der arme ging in ein Herz flattern über, als ich vor dem Eingang der Stahlbrücke war. Philipp und ich sahen uns an und wussten dass beide parat waren, die längste Hängebrücke von Europa zu überqueren mit 406 m Länge und einer Höhe von 114 m über die Fernasstrasse B 179 von da auch der Name.
Jetzt ging es los, am Anfang war es noch easy je näher wir aber Richtung Mitte kamen, desto mehr fing die Brücke an sich zu bewegen, nicht nur seitwärts sondern auch in sich. Das Stahlgerüst machte mir aber nie den Eindruck von Unsicherheit, sondern ich half mit meinen Rädern die Bewegung zu halten. Es war ein komisches Gefühl, wie auf Eier zu fahren und auch durch den Boden nach unten zu schauen. Es war einfach nur toll solch ein Abenteuer im Rollstuhl machen zu dürfen, und das Adrenalin zu spüren was bei mir durch den Körper schoss. Als wir drüben angekommen sind, freute ich mich schon wieder auf den Rückweg! Wie mir auffiel, kommen immer wie mehr Menschen über diese Brücke. Dies brachte die Brücke auch immer wieder in Bewegung, d. h. der Rückweg war noch mit mehr Adrenalin gefüllt, zu den Bewegungen der Brücke kam jetzt noch ein Zittern hinzu was die Aufgabe der Überquerung auch nicht leichter machte. Wir schafften es aber beide auf die andere Seite zurück, ohne dass wir uns übergeben mussten. Wir hatten es geschafft und waren beide ein bisschen stolz. Danach belohnten wir uns mit einem Kaffee unten bei der Schmalspurbahn, mit einem Magnet, dass mich an das tolle Erlebnis erinnern soll. Unter auf dem Weg zurück, machten wir noch ein paar tolle Bilder und wir sahen auch wie hoch die Brücke wirklich war. Dann fuhren wir zurück, um mich noch ein bisschen auszuruhen, beim Hotel angekommen war der Lift defekt und ich konnte nicht ins Zimmer hinauf. Nach kurzem überlegen, transferierte mich Philipp im Sprinter ins Bett, super dieses Auto auch für Notfälle. So konnte ich mich ausruhen, bevor es zum letzten Nachtessen im Hotel ging. Der Lift funktionierte wieder 90 Minuten später, sonst hätten wir das Worst Case Szenario machen müssen, und nach Hause fahren. So durften wir das letzte Nachtessen noch einmal im Hotel, mit einem Aperitif und ein Glas Wein und natürlich dem obligaten Absacker gemütlich beenden.

15. September, heute Morgen freute ich mich ganz besonders über eine Sprachnachricht von meinem Engel. Die mir zu meinem 34. Jahrestag gratulierte, dies rührte mich zu Tränen.
Dann packten wir unsere Kleider zusammen und verstauten die Koffer im Sprinter um nachher gemütlich zum Morgenessen zu gehen. Dieses war wieder sehr lecker, Lachs mit Meerrettich gab es nach dem Birchermüsli mit Kaffee. Dann fuhren wir nach Hause mit sehr viel Stau aber in dieser Zeit konnte ich die tollen fünf Tage mit Philipp noch einmal Revue passieren lassen, bis wir unter der Hängebrücke hindurchfuhren, dann kam das prickeln noch einmal zurück.
Vielen Dank Philipp für die tollen fünf Tage wo ich mit dir erleben durfte